Wesentliche Informationen zur Beurteilung der Gegebenheiten finden sich in den öffentlich zugänglichen Dokumenten, die der Gemeinderat der Stadt erst im Mai 2018 beschlossen und verabschiedet hat: dem Flächennutzungsplan 2030 (FNP) und dem dazugehörigen Landschafts- und Umweltplan 2030 (LUPl)

Planung                                                                               Die geplante Bebauung der wertvollen innerstädtischen Grünfläche zwischen  Mühlhäuserstraße und Wiesengrund (Rothacker-Sprecher-Areal RSA) durch die Firma "Pflugfelder Immobilien" hat negative Auswirkungen für die gesamte Stadt und bedroht die Lebensqualität vieler Bürgerinnen und Bürger. Geplant ist der Bau von 9 Wohngebäuden mit 75 Wohneinheiten, d.h. etwa 200 Menschen sollen künftig dort neu leben. Die Folgen der Bebauung schaden der der Umwelt und der Bevölkerung - der jetzigen und der zukünftigen.

Klima und Frischluft                                                                                                      Das Baugebiet liegt genau in der zentralen Frischluftschneise für Kornwestheim. Der erst im Mai 2018 vom Gemeinderat verabschiedete Landschafts- und Umweltplan für Kornwestheim (LUP) wendet sich klar gegen eine weitere Bebauung dieser Hauptluftleitbahn und empfiehlt sogar wo möglich einen Rückbau. Um die Folgen des Klimawandels (heißere Sommer) zu mildern, ist das Areal wichtig zur Kühlung und Frischluftversorgung großer Bereiche.

"Für den Ausgleich siedlungsklimatischer Belastungen sollen wichtige Kalt- und Frischluftentstehungsflächen und Luftleitbahnen gesichert werden." (LUP S. 122)                 

"...um die lufthygienisch wichtige Durchlüftung der Stadt zu verbessern, sollen geplante Baumaßnahmen nach Möglichkeit außerhalb dieser Korridore realisiert werden." (LUP S. 130)

Anpassung an den Klimawandel: Unter diesem Aspekt des Klimawandels wurden im Flächennutzungplan erstmals sogennante "Freihaltekorridore" gekennzeichnet, "für die Belüftung der Stadt relevante Frischluftschneisen sollten zwingend von einer Bebauung freigehalten oder soweit möglich saniert werden." (FNP S. 88. u. Übersichtskarte) Das Rothacker-Sprecher-Areal liegt ganz genau in einem dieser Korridore, der mit "freihalten ökologisch bedeutsamer Schneisen" gekennzeichnet ist.

Ökologisch wichtige Flächen                                                                                          Die Grünfläche war noch nie in der Geschichte Kornwestheims bebaut, sie liegt genau im "Schwerpunktkorridor ökologischer Kohärenz (Zusammenhang)". Sie ist Teil eines zusammenhängenden ökologischen Netzes von Landschaftsräumen mit wichtigen Austauschfunktionen.                                                                                                             "...innerhalb dieser Korridore soll ökologischen Belangen Vorrang eingeräumt werden, intensive Nutzung und Bebauung dagegen sollen nicht ermöglicht werden". (LUP S. 138)

Grundwasser                                                                                                                             Das geplante Baugebiet liegt an der tiefsten Stelle von Kornwestheim, einem Sumpfgebiet. Bereits in 2,5 m Tiefe stößt man auf Grundwasser. Die geplante Tiefgarage müsste komplett in einer "weißen Wanne" erstellt werden, die Grundwasserströme würden künftig blockiert und völlig unkalkulierbar umgeleitet. Während des Baus muss ständig Grundwasser abgepumpt werden, es drohen Gebäudeschäden in der Nachbarschaft. Auch bei einer Dokumentation des Gebäudezustandes vor dem Baubeginn bleibt den umliegenden Hausbesitzern/innen möglicherweise der Schaden und der Ärger.                                              Jede Veränderung der Grundwasserströme kann sich bei (vermehrt auftretendem) Starkregen verheerend auswirken. Bei einem Gewitter im Juni war das Gebiet ein See, auf dem Mülltonnen schwammen!

Verkehr und Parken                                                                                     Die Stadt sieht pro Wohneinheit 1 Stellplatz in einer Tiefgarage vor, dazu sollen weitere 21 öffentliche Parkplätze (bestehende und einige neue) im Bereich Mühlhäuser/Bergstraße kommen. Dies mag vorschriftsmäßig sein (Mindestanzahl), geht aber völlig an der Realität vorbei und ignoriert die für benachbarte Gebiete geltende Stellplatzssatzung der Stadt.. Es ist mit einem weitaus größeren Bedarf zu rechnen.

Im Neubaugebiet soll es nur Gehwege, keine Straßen geben. Was ist mit dem Anlieferungsverkehr? Sollen Paketdienste wirklich "kurz mal in der Feuerwehrzufahrt halten" ? (Bürgermeister Güthler in der Bürgerinformation!) Wo parken Zweitwagen und Besuch? Mühlhäuser Straße und Wiesengrund sind bereits heute völlig zugeparkt, es droht ein Parknotstand weit über diesen Bereich hinaus.

In der Bauphase ist mit extremem zusätzlichen Baufahrzeug-Verkehr zu rechnen. Zeitgleich dürfte die Sanierung der Gumpenbachbrücke (B27) erfolgen mit entsprechendem Umfahrungs-Verkehr durch das betroffene Gebiet. Schon jetzt kommt es regelmäßig zu chaotischen Zuständen im weiteren Umfeld.

Infrastruktur                                                                                       Die Kapazität der Kindergärten und der Grundschulen in der Wohnumgebung  ist nicht für einen Zuwachs (mit sicherlich vielen Familien mit Kindern) in dieser Größenordnung ausgelegt. Dies erzeugt zusätzliche Verkehrsströme zu den neu zu bauenden Einrichtungen am Stadtrand.

Ein Gesamtkonzept fehlt                                                                                              In unmittelbarer Nähe ist geplant, auch den Bereich Angelhof neu zu bebauen und das Grundstück am ehemaligen Gaswerk am Kreisel Mühlhäuser Straße. Bei den Folgen für die großräumige Umgebung muss dies mitbedacht werden.

Bedarf an Wohnraum                                                                                                              Viele Menschen suchen bezahlbaren Wohnraum, auch in Kornwestheim. Aber wie sehr muss diese Stadt noch wachsen, und um welchen Preis?                                                          Grundsätzlich ist nichts gegen eine maßvolle und sinnvolle Bebauung einzuwenden, auch der Ansatz "Innenbebauung hat Vorrang vor Außenbebauung" ist nicht verkehrt. Innerstädtische Verdichtung muss bedeuten, Baulücken zu schließen - aber nicht ökologisch und klimatisch wertvolle Grünzonen zu opfern und damit die Lebensqualität sowohl der jetzigen als auch auch der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner massiv zu beeinträchtigen. Werden demnächst auch der Stadtgarten oder Teile des Salamanderparks noch bebaut?

Pflugfelder Immobilien                                                                                                                      Die Wohnungen würden mit Sicherheit schnell verkauft werden. Dank bester Verbindungen - der frühere Baubürgermeister ist mittlerweile in Diensten der Firma - geht so ein Projekt problemlos über die Bühne. Wohnen im Neubaugebiet muss ja nicht die Geschäftsleitung, sondern das dürfen die mit geschönten Präsentationen gelockten Interessierten. Die erforderlichen Gutachten für das Bauvorhaben werden von Pflugfelder bezahlt. Der Bebauungsplan wird "vorhabenbezogen" den Plänen von Pflugfelder angepasst. So ist das in Kornwestheim üblich, ist es auch gut?

"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."

(bekannt als "Weissagung der Cree-Indianer")